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Unfuck economics - Warum wir mehr über alternative Wirtschaftsmodelle sprechen müssen

"Das BIP steigt derzeit jedes Mal, wenn jemand an Krebs erkrankt - nicht die Art von Wachstum, das die meisten von uns in der realen Welt begrüßen würden." - Solitaire Townsend
 

In den letzten 150 bis 250 Jahren haben wir einen enormen Wohlstandzuwachs, eine bedeutende Produktivitätssteigerung, eine verbesserte Gesundheitsversorgung, eine starke Industrialisierung und Globalisierung sowie eine massive Veränderung von Arbeit und Freizeit durch Technologien miterleben dürfen.


Jedoch wurden zudem immer mehr Emissionen verursacht, die sozialen Ungerechtigkeiten sind angestiegen, die Biodiversität wurde zerstört, Energie verbraucht, mentale Gesundheitsprobleme sind in westlichen Ländern angestiegen, Kapital wurde akkumuliert und unser Planet strapaziert.


Dabei ist einer der Haupttreiber offensichtlich: Die Wirtschaft. Doch, was bedeutet über "die Wirtschaft"? Dieses auf den ersten Blick abstrakte und virtuelle Konzept ist aber nicht seit jeher gleich und auch global gesehen unterschiedlich. Es ist im Kern eine Vereinbarung von Menschen, gemeinsam zu handeln (in Form von beispielsweise Unternehmen). Eine Wirtschaft ist menschengemacht und würde ohne die Beteiligung von Menschen demnach auch nicht funktionieren.

 

Das bedeutet nämlich, dass wir auch darüber diskutieren und entscheiden können, wie wir wirtschaftlichen Erfolg definieren. Spoiler: Den kann man nämlich auch anders als auf Basis finanzieller Kennzahlen und dem Bruttoinlandsprodukt definieren.


Das ist nicht nur in Hinblick auf die ökologische Krise notwendig, sondern auch für das Adressieren eben angeführter sozialer Ungerechtigkeiten, Populismus und zum Stärken der Demokratie essentiell. Gerade jetzt gilt es also, Lösungen zu finden und über die Ursachen statt über Symptome zu diskutieren.

Wie konnte es so weit kommen, dass wir akzeptieren, dass das alles als normal, ja sogar notwendig, gilt?
 

In der neoliberalen Ökonomie hat Kapital den Zweck, Kapital weiter zu vermehren, Wettbewerb zwischen Volkswirtschaften und Unternehmen steht über Kooperation, Menschen und Natur gelten als Externalitäten (dazu auch hier). Das Wirtschaftssystem muss wachsen, um das zu erfüllen. Außerdem würden die Finanzmärkte und -systeme (Stichwort Kredite & Zinsen) ins Schwanken geraten.


Allgemeingüter (oft auch Commons), darunter ökologische Werte, zu bewerten ist oftmals verbunden mit einem (subjektiven) Wert, der in der Zukunft liegt und extrem schwer in Geldwerten zu erfassen und noch schwerer, damit Return on Investments zu kalkulieren und zu erhalten. Das bedeutet, wir haben einmal eine Verzerrung in der Bewertung selbst und auf der anderen Seite einen Zeitverzug der Investments. Beides nicht gut im Sinne der aktuellen 'best practice'. Es ist extrem schwierig, einen Wert für etwas im Heute zu erfassen, das in der Zukunft weit aus wertvoller sein wird. Jedes Wirtschaftssystem, die diese zukünftige Gesellschaft und unsere planetaren Grenzen nicht berücksichtigt, wird nicht zukunftsfähig sein.

 

 

Die Wirtschaft ist mit der größte Treiber der ökologischen (und auch sozialer) Krisen, gleichzeitig aber auch der größte Hebel und wird ein wichtiger Schlüssel sein. Das heißt, wir sind darauf angewiesen Wirtschaft neu zu denken.


Wirtschaft sollte im besten Fall regenerativ und sozial gerecht sein. Um dorthin zu kommen, brauchen wir eine neue Gewichtung zwischen Wirtschaft, Staat, Commons und von Menschen. Wir sollten Märkte im Kontext zu den anderen Bereichen sehen und die Commons in jedem anderen Bereich berücksichtigen.


Wir müssen verlernen, was wirtschaftlicher Erfolg bedeutet und uns von sogenannten ‘path dependencies’ lösen. Nur weil das System bisher gut funktioniert hat, heißt es nicht, dass es in Zukunft immer so weiter funktionieren kann. Wachstum muss neu gedacht werden auf einem endlichen Planeten. Wir brauchen ein neues Verständnis von Leistung, Geld und Arbeitskraft.

 

Wir brauchen

  • ein neues Verständnis von Wirtschaft,

  • progressive und mutigere Politik,

  • mehr Mut für schwierige Gespräche,

  • mehr Gemeinschaft, Zusammenhalt und Miteinander,

  • mehr Machtsensibilität,

  • mehr Kreativität und Vielfalt,

  • mehr systemisches und kritisches Denken und

  • mehr Kollaboration,

um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, um die Wirtschaft zu transformieren, Gesellschaften wieder näher zusammenzubringen, die Demokratie zu stärken und für einen bewohnbaren Planeten.


Wir können eine lebenswerte Zukunft (noch) gestalten, gehen wir es an.

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