In einer Welt, in der ökologische Krisen immer frequentierter, intensiver und sichtbarer werden, wird die Frage nach der Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur immer drängender. Und die Frage nach der Beziehung von Mensch und Natur. Zudem haben wirtschaftliche (Macht-)Strukturen jenes Verhältnis beeinflusst und wir befinden uns in einem System, dass sich immer weiter verfestigt.
Verantwortung – ein Wort, das auf vielen Ebenen betrachtet werden kann. In meinem Verständnis sollte die Verantwortung in zwei hauptsächlichen Hinsichten thematisiert werden: im Umgang mit dem Thema selbst und im Kontext der Interaktion mit "wilder" Natur und Tieren. Die Verwaltung und Konservierung von Natur und Wildleben entspringt einem menschlichem Interesse, es arbeitet auf ein menschliches Ziel hin. Es möchte menschengewollte Strukturen und Interaktionen kreieren. Doch alleine in beispielsweise dem Wort Wildlife Management zeigt sich eine erste Diskrepanz: Wie lässt sich Wildes managen? Lässt es sich überhaupt managen?
Bei der Frage, welche Abhängigkeiten bestehen, gibt es eine klare Hierarchie: Tiere hängen von Natur ab. Menschen hängen von Natur und Tieren ab. Es wird allgemein angenommen, dass die wildes Leben zur menschlichen Nutzung verwaltet werden sollte, gleichzeitig wird hinterfragt, ob das Management des "Wilden" – was auch immer das genau bedeutet oder wie es spezifisch definiert ist – einen klaren Widerspruch darstellt.
In diesem Jahrzehnt muss das Verhältnis zwischen Natur und Mensch im Kontext mehrerer verschiedener Krisen diskutiert und neu definiert werden.
Ich stelle mir immer wieder die Fragen, ob überhaupt noch wildes Leben besteht. Der Mensch hat durch die Ankunft im Zeitalter des Anthropozäns - also einer Epoche, in der unser Planet von Menschen dominierend gestaltet wird - bereits die Strukturen und anderes Leben so stark beeinflusst, dass nichts losgelöst von menschlichem Handeln existiert? Wie viel Einfluss ist 'wenig' Einfluss? Oder sind Menschen auch Teil der (oder einer) Wildnis?
Die Annahme, dass Natur und Tiere ohne Menschen nicht existieren und bestehen könnten, manifestiert sich in einem wirtschaftlichen Wert: Der Schutz der Natur als wirtschaftlicher, jedoch externalisierter Wert gesehen. Naturwerte werden zunächst nicht berücksichtigt, häufig erst in der Risikobewertung von Volkswirtschaften oder Unternehmen beachtet. Wirtschaftliche, neoliberale Strukturen als Metawissenschaft, die Beziehung zwischen Mensch und Natur vielleicht nicht komplett diktiert, aber mindestens beeinflusst und einschränkt.
Wie werden Chancen und Risiken abgewogen, und vor allem wessen Chancen und Risiken werden hervorgehoben und berücksichtigt? Als kollektive Einheit (oder auch als Gesellschaft) haben sich (ein Großteil der) Menschen dazu entschieden, der Natur und unserer 'Umwelt' überlegen sein zu wollen, was sich zum Beispiel durch die massive Zerstörung unserer Umwelt durch Emissionen und dem Umfang sowie der wirtschaftlichen Externalisierung von zeigt. Aber woher stammt diese Entwicklung der Überlegenheit?
Wir Menschen sind auf die Natur und die Biodiversität angewiesen, nicht umgekehrt. Wie hat sich das Kollektiv der Menschen zu einer Art schöpferischer Macht auf unseren Planeten entwickelt?
Eine neoliberale, wirtschaftliche Prioritätensetzung führt oftmals zu einer Machtverschiebung. Diese wiederum beeinflusst, wie Gesellschaften mit Natur interagieren und dass derzeit einige ökologische Faktoren externalisiert werden. Diese Machtstrukturen führen dazu, dass bestimmte Meinungen unterdrückt werden, während andere dominieren. Die Natur wird oft als Quelle menschlichen Glücks und Verbundenheit angesehen, doch es stellt sich die Frage, inwieweit diese Bedürfnisse der Natur selbst berücksichtigt werden sollten. Unser Glück scheint eng mit der Natur verbunden zu sein, möglicherweise weil sie uns an unsere Wurzeln und unsere Rolle im größeren Ökosystem erinnert.
Die interdisziplinäre Erforschung dieser Fragen bietet zahlreiche Möglichkeiten, um Verantwortung und verschiedene Szenarien im Kontext der Mensch-Natur-Beziehung zu analysieren. Es ist wichtig zu verstehen, wie diese Beziehung klassifiziert wird und warum Wildtiere eine Rolle in unserem Leben spielen. Ist es die Biodiversität, die uns fasziniert, oder die Art und Weise, wie bestimmte Tiere unser Interesse wecken? Die Diskussion über das Aussterben bestimmter Arten zeigt oft eine menschliche Faszination für Macht und Kontrolle. Es scheint, als ob das Bändigen stärkerer Arten eine Erinnerung an die menschliche Überlegenheit und unsere eigene Macht darstellt, was tief in unserem Ego verwurzelt ist.
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